Laut Joe Foster, Portfoliomanager und Goldstratege beim Asset Manager VanEck, sieht es so aus, als würden die Märkte und die Wirtschaft erste Anzeichen einer bevorstehenden Rezession zeigen.
In seinem aktuellen Goldkommentar schreibt Foster, dass Krypto-Werte, Akquisitionszweckgesellschaften (SPACs) und Technologieaktien das ganze Jahr über immer wieder im Crash-Modus waren. Der S&P 500 erreichte kurzzeitig offizielles Bärenmarkt-Territorium, als er am 20. Mai 2022 auf einen Rückgang von 20 Prozent gegenüber seinem Höchststand vom Januar dieses Jahres fiel. Viele Einzelhändler haben ihre Prognosen für 2022 gesenkt. Die Verkäufe neuer Häuser sind so stark eingebrochen wie seit fast neun Jahren nicht mehr und die Preise der noch offenen Immobilienverkäufe sind das ganze Jahr über rückläufig. Im ersten Quartal war das BIP-Wachstum negativ und das verarbeitende Gewerbe im Bundesstaat New York schrumpfte im Mai zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten.
Dies erinnere an die Dotcom-Blase im Jahr 2000, als Technologieaktien abstürzten und der S&P 500 innerhalb von zwei Jahren um 50 Prozent von seinen Höchstständen zurückfiel, so Foster. Während jeder der vergangenen vier Rezessionen seit 1990 war die Fed das Licht am Ende des Tunnels und hat die Wirtschaft aggressiv stimuliert. Foster: „Diese Abschwünge fanden jedoch in einer säkularen Desinflation statt, bei der jede Rezession mit einer Inflationsrate begann, die niedriger war als die letzte“, so Foster. „Wenn sich die Inflation nicht auf wundersame Weise kontrollieren lässt, wird die Fed irgendwann zwischen niedrigerer Inflation und höherem Wachstum wählen müssen.“
Es sei nicht beides möglich und es könnte zu keinem von beidem kommen, wenn eine Stagflation eintritt, erklärt Foster. Die stratosphärisch hohe Verschuldung verschärft die Herausforderung. Gold hat sein Allzeithoch von 2.075 US-Dollar pro Unze bereits zweimal erreicht, zuerst ausgelöst durch die Pandemie und dann durch den Krieg. „Unabhängig von der weiteren Entwicklung des Goldpreises gehen wir davon aus, dass Gold im Laufe des kommenden Jahres erneut den oberen Rand der Preisspanne erreichen wird, und zwar aufgrund von Inflation, einer Umkehr der Fed-Politik, geopolitischen Spannungen, einem schwächeren Dollar oder anderen risikogesteuerten Ereignissen“, so Foster.
Obwohl Gold und Goldaktien im vergangenen Monat unter Druck geraten sind, liegt der Goldpreis nach wie vor auf einem Niveau, auf dem sich Goldunternehmen gut behaupten können. Seit Juni 2019 hat Gold um 40,7 Prozent zugelegt, während der NYSE Arca Gold Miners Index (GDMNTR) eine Gesamtrendite von 56,1 Prozent erzielt hat. Enttäuscht waren wir jedoch von der Entwicklung der Junior-Goldaktien – der MVIS Global Juniors Gold Miners Index hat sich seit Juni 2019 um 12,7 Prozent schlechter entwickelt als der GDMNTR.
Junior-Aktien schneiden in der Regel zu Beginn eines Zyklus schlechter ab, holen aber normalerweise innerhalb von ein oder zwei Monaten auf und übertreffen schließlich ihre größeren Konkurrenten. Es gibt mehrere mögliche Gründe für die gedämpfte Wertentwicklung im aktuellen Bullenmarkt:
- Der US-Dollar war im Gegensatz zu früheren säkularen Gold-Bullenmärkten stark. Dies hat wahrscheinlich dazu geführt, dass der Goldpreis nicht so spektakulär gestiegen ist wie in den Bullenmärkten der 1970er und 2000er Jahre. Für Gold und Junior-Titel gibt es in diesem Zyklus im Markt noch keine große Begeisterung.
- Viele Rohstoffe befinden sich ebenfalls in einem Bullenmarkt, in dem Öl und Gas oder „grüne Metalle“ (das sind Metalle, die vorwiegend für saubere Energietechnologien verwendet werden, wie Kupfer, Zink, Kobalt und Lithium) die Aufmerksamkeit der Anleger abgelenkt haben.
- Es gab weniger Junior-Akquisitionen, weil die größeren Produzenten nicht wie in früheren Zyklen auf Wachstum setzten. Die Erzeuger ziehen organische Möglichkeiten dem Erwerb vor.
- Da immer weniger Junior-Entwickler aufgekauft werden, bringen immer mehr ihre Grundstücke zur Produktion. Leider gibt es zu viele Junioren, die als Betreiber arg ins Straucheln geraten sind.
Die meisten Vorstände von Junior-Goldunternehmen arbeiten nach dem antiquierten Modell der Fusionen und Übernahmen, bei dem sie darauf warten, dass ein größerer Hersteller eine großzügige Prämie anbietet. Für sie endet die Wertschöpfung für die Aktionäre mit der Übernahme. „Wir glauben, dass die langfristige Wertschöpfung über die Grundstücksgrenze hinausgeht, aber es gibt nur wenige (wenn überhaupt) Junior-Manager mit der Vision und der Energie, Unternehmen zusammenzuführen. Das muss sich unserer Meinung nach ändern“, erklärt Foster abschließend. (DFPA/JF1)
VanEck ist ein Asset Manager mit Hauptsitz in New York (USA).